Grundannahmen zu einer ethischen Wirtschafts-
führung
Wirtschaften in einer globalisierten Welt
Wirtschaftliches Handeln in einer globalisierten Welt hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche – sowohl im Kleinen und Privaten als auch im Großen und in der Welt. Eine Begrenzung der Folgen unternehmerischen Handelns nur auf das Unternehmen an sich, seine direkten Stakeholder und seine Kunden oder auch eine strikte Trennung von Betriebswirtschaft, Politik, Kultur, Natur und Gesellschaft ist nicht möglich.
In der globalisierten Welt greifen Mikro- und Makrosystem ineinander. Am augenfälligsten zeigt sich dies in der Klimapolitik. Diese Erkenntnis ist eine notwendige Denkvoraussetzung einer ethischen Wirtschaftsführung.
Viele Unternehmen sehen und anerkennen diese Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Systemen, sie sehen die teilweise auch kritischen Auswirkungen ihres Handelns und wollen dafür ihren Teil der Verantwortung übernehmen. Ich glaube, dass die Welt nur mit und nicht gegen den Einfluss und die Gestaltungskraft der Unternehmen zum Positiven hin verändert werden kann. Ich glaube daran, dass Unternehmen aus den verschiedensten Gründen ethisch handeln wollen und müssen.
Unternehmerisches Handeln und Moral
Es reicht nicht aus, nur nach dem „Richtigen und Guten“ für den Eigentümer und den Kunden zu fragen. Auch wenn der Kunden- und Eigentümernutzen zentraler Ausgangspunkt für das Unternehmens ist, müssen die legitimen Ansprüche und Rechte aller Anspruchs- und Betroffenengruppen, also auch die der Mitarbeiter, Lieferanten, des Staats, gesellschaftlicher und ökologischer Umwelten in unternehmerisches Handeln als prinzipiell gleichrangig einbezogen werden. Erst durch diese Generalisierung von Rechten aller Stakeholder liegt dem Handeln ein moralisches Prinzip zugrunde. Nichtsdestotrotz bleibt es aufgrund der nicht nur legalen sondern auch legitimen Eigentumsrechte der Shareholder in der letztendgültigen Verantwortung der Eigentümer, inwieweit sie diese Stakeholderrechte zubilligen, bzw. inwieweit sie eine „selbstauferlegte Pflicht“ zum gerechten Interessenausgleich akzeptieren und interpretieren. Insofern bleibt faktisch eine dominante Stellung der Eigentümerinteressen.
Dass es im Spannungsverhältnis zwischen der prinzipiellen Gleichrangigkeit von Rechten und Ansprüchen unter allen Stakeholdern und der faktisch dominanten Stellungen der Eigentümerinteressen immer wieder auch zu Zielkonflikten kommt, ist klar. Die Zielkonflikte werden dann im Sinne eines angemessenen und gerechten Ausgleichs verhandelt.
Dieses moralische Prinzip lässt sich vereinfacht im „Kategorischen Imperativ“ von Immanuel Kant als generelle und universell gültige Handlungsanleitung sinngemäß so zusammenfassen: „Handle stets so, wie du gerne behandelt werden möchtest, und so, dass dein Handeln jederzeit zu einem für alle Menschen gültigen Gesetz werden kann.“
Menschenwürde als universelle Leitvorstellung
Dem kategorischen Imperativ als moralischem Prinzip liegt die Vorstellung der Menschenwürde zugrunde, die einem jeden Menschen schon alleine aufgrund seines „Wesens“ die Selbstzweckhaftigkeit zuschreibt: Jeder Mensch ist „Selbst-Zweck“ und eben nicht Mittel zum Zweck.
Jeder Mensch bezieht daraus seine Würde und seine Einmaligkeit. Man kann sie ihm nicht nehmen oder geben. Er hat sie. Dies verbietet, dass der Mensch ausschließlich als Objekt-Mittel zu ökonomischen oder anderen Zwecken benutzt wird.
Aus dieser universellen, kultur- und religionsübergreifenden Vorstellung vom „Wesen des Menschen“ (siehe UN-Menschenrechtserklärung und Grundgesetz) leiten sich Werte wie Chancengleichheit, Recht auf psychische und physische Gesundheit, Toleranz, Hilfe und Unterstützung zur individuellen Entwicklung etc. ab, weil sie die Menschenwürde „absichern“, das Handeln als Subjekt ermöglichen und für alle Menschen Gültigkeit haben. Dies sind Werte, die im operativen Alltag als auch bei strategischen Managemententscheidungen gleichermaßen relevant sind.
Ethische Wirtschaftsführung und Nachhaltigkeit
Dies geht aber nur gemeinsam mit den internen und externen Stakeholdern, jedoch keinesfalls auf deren Kosten.
Das moralische Prinzip, dass alle von unternehmerischen Handlungen betroffenen Personen, Gruppen und Systeme die gleichen Entwicklungs-, Erfolgs- und Überlebensansprüche haben wie das Unternehmen selbst, ist somit Voraussetzung für die Implementierung eines nachhaltigen Managements. Insofern betrachte ich ethische Wirtschaftsführung und nachhaltiges Management nicht als „nur“ gleichberechtigt, sondern nachhaltiges Management ist geradezu die zwangsläufige Folge eines ethischen Managements.
Werteorientiertes und ethisches Management haben das Ziel des gerechten Ausgleichs von Erfolgs-, Glücks- und Entwicklungsansprüchen aller Stakeholder. Zu diesen Stakeholdern gehören ausdrücklich auch die Umwelt und die materiellen Ressourcen der ökologischen Systeme.
Werte im Unternehmen
Kooperationsprinzipien wie Fairness, Achtung und Respekt, Gewaltfreiheit auch in der Kommunikation
persönliche Werte wie Ehrlichkeit, Loyalität, Empathie
Leistungswerte wie Engagement, Verpflichtung zur Qualität und ein gerechter Lohn
Immer mehr Unternehmen anerkennen, dass solche Werte im Unternehmensalltag verhaltensrelevant sind, und versuchen diese nicht nur in ihre Leitbilder zu schreiben, sondern sie auf allen Ebenen und hier insbesondere im Führungsverhalten konkret zu leben. Ebenso passen sie auch ihre Strukturen und Prozesse entsprechend an. Hierbei möchte ich Sie unterstützen.
So erkennen immer mehr Unternehmen, dass langfristige Mitarbeiterbindung – und die Gewinnung neuer Mitarbeiter – nicht primär über monetäre Anreize, sondern maßgeblich über eine Kultur der Wertschätzung, der Förderung und Entwicklung und der Sinnhaftigkeit der Arbeit, also mit gelebten Werten erreicht wird. Ebenso funktionieren und rechnen sich stabile und langfristige Lieferantenbeziehungen nur, wenn in den Lieferketten soziale und ökologische Ausbeutung vermieden wird.
Werteorientiertes Management schafft Erfolg
Werteorientiertes Management schafft auch monetären Erfolg. Unabhängig von der Aufnahme normativer Ziele in die Strategie eines Unternehmens ist es natürlich ein wichtiges, weil notwendiges Ziel eines Unternehmens, Gewinne zu erwirtschaften. Ebenso ist es auch unzweifelhaft moralisch richtig, dass Eigentümer und Gesellschafter einen angemessenen Teil der Gewinne für sich und die weitere Unternehmensentwicklung erhalten.
Ich bin der festen Überzeugung, dass Gewinn und ethisches Handeln kein Widerspruch sind, nämlich dann nicht, wenn Unternehmen Werte für Andere schaffen und damit „gutes“ Geld verdienen. Ich glaube, dass nachhaltiger und dauerhafter Erfolg und Ertrag nur durch ein Geschäftsmodell erzielt werden kann, in dem keine Verlierer produziert werden.